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with Franz & Franziska

08 indien

einer der hoehepunkte unserer bisherigen reise war das "wildlife" indiens. damit meine ich jedoch nicht die zum taeglichen strassenbild gehoerenden affen, schafe, esel sowie kuehe, schweine und hunde (die letzteren sind auch auf den palmenstraenden beheimatet), sondern die wilden tiere in den nationalparks.

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waehrend so manche touristen, wie uns gesagt wurde, mehrmals nach indien kommen um einen tiger zu erblicken, konnten wir gleich bei unserem ersten besuch im ranthambore nationalpark (rajasthan) die bekanntschaft mit diesen seltenen artgenossen machen. voller stolz und wuerde marschierte dieses prachtexemplar unmittelbar an unserem fahrzeug vorbei.

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in suedindien, im nationalpark von wayanad (kerala), waren es v.a. die wilden elefanten, bisons, rieseneichhoernchen und wildschweine, die von unserem guide aufgespuert wurden.

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das aktivste tier, dem ich begegnete, ist aber eines der heimischen sorte, dass sich auf den baeumen indiens sehr wohl fuehlt...

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Diese Woche endete unsere Mitarbeit beim Sozialprojekt Maher.

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Uns fiel der endgueltige Abschied mehr als schwer, zumal wir in den letzten drei Monaten (mit kurzen Unterbrechungen) sehr viel Spass mit den Kindern hatten.
Waehrend wir ihnen englische Konversation naeher brachten und dabei oft vor akrobatischen Einlagen nicht zurueckschreckten, liessen sie uns Tanz-Szenen aus indischen Filmen nachstellen, brachten uns einige Brocken Marathi bei und zeigten uns, wie man Waesche mit Seife und einem Stein waescht (das traurige Ende meines H&M T-Shirts).

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Mir gefielen auch die indischen Modeschauen, die die aelteren Maedels des oefteren mit Franziska als Modell veranstalteten. Einmal blieb auch ich davon nicht verschont und wurde in einen nicht gerade koerperbetonten Kurtha gesteckt. Aber seht selbst:

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Mein Geburtstagskuchen wurde aufgrund eines Missverstaendnisses auf 200 Kinder aufgeteilt. Ich habe mir sagen lassen, er war sehr lecker. Als Entschaedigung bekam ich ein meinem Alter entsprechendes Geschenk: Sweety, ein suesser kleiner indischer Strassenkoeter aus Stoff, den mir Franziska seither jeden Abend vor dem Einschlafen auf den Polster legt.

Was mich aber am meisten beeindruckte, war die Froehlichkeit, Herzlichkeit und Bescheidenheit dieser Kinder trotz ihrer tragischen familiaeren Schicksale. Ich erinnerte mich an Bekannte zuhause, bei denen ein Firmenwagen in der falschen Farbe eine Lebenskrise von 3 Wochen ausgeloest hatte und schaemte mich. Dafuer, wie wichtig wir unsere kleinen Problemchen oft nehmen und wie leicht uns materielle Dinge aus der Bahn werfen koennen.

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Weitere Fotos folgen...

Laerm, Staub, Gedraenge und die vielfachen Berichte ueber die spirituellen Erfahrungen in Indien haben uns dazu bewogen, endlich Ruhe in einem Meditationskurs zu finden.

Am spirituellen Ort angekommen, wurden uns gleich unsere geliebten “Zivilisationsinstrumente” (Buecher, Schreibmaterial, Handy, CD-Player ...) abgenommen. Unter strenger Gewahrung der “noble silence” und mit stetem Blick zu Boden wurden wir in geschlechtergetrennte Bereiche geschickt, die unter keinen Umstaenden zu verlassen waren. Neben buddhistischen Moenchen und katholischen Nonnen sollten wir nun fuer zehn Tage unsere innere Ruhe finden.

Am Programm stand taeglich ueber zehn Stunden Nabelbeschau. Unter den staendigen Anweisungen, die sich wie eine haengengebliebene Schallplatte anhoerten (“constantly and persistently”), versuchten wir zwischen fussnaegelkauenden und wettruelpsenden Kollegen unsere innere Ruhe zu finden. Eingeladen vom Schnarchorchester fand ich sie doch tatsaechlich einmal in einem friedlichen Nickerchen....

Kein Wunder, bereits um 3:30 morgens wurde ich vom Wecker meiner koreanischen Nachbarin wach. Ich wusste nicht, ob sie wieder einmal ihre Waesche wusch oder ihre 20 Cremchen auftrug. Gerade als ich um diese unmenschliche Zeit wieder eingeschlief, hoerte ich schon den morgendlichen "Gong" - das bedeutete 4 Uhr und Aufstehen. Statt “Tagwache” zu rufen, was an diesem Ort der Schweigepflicht nicht angebracht waere, startete das Ordnungspersonal mit seinen schrillen Gloeckchen seinen Rundgang. Schnell das Licht aufgedreht, damit sie glauben ich waere schon wach und nicht vor meiner Tuer klingelnd verharren. Doch lang konnte ich nicht mehr im Bett bleiben. Um 4:30 mussten wir naemlich in der heiligen Halle unsere morgendliche zweistuendige Sitzung antreten. Und da fiel es einem naturgemaess schwer, nicht dem Schnarchgesang, der vor allem maennlichen Kollegen, einzustimmen. Doch der kraechzende Gesang aus dem Kassettenrecorder lies mich gleich wieder wach werden mit dem Gedanken, dass Franz damit einen Chillout-Mix auffetten koennte...

Nein, zurueck zur Ernsthaftigkeit und Konzentration ... Der immer unertraeglich werdende Schmerz durch die langen ruhigen Sitzungen, die taeglich insgesamt ueber zehn Stunden dauerten, musste ueberwunden werden. Das kann doch nicht so schwer sein ... Schmerz, wie auch unsere gesamte Existenz, ist impermanent, wurde uns gesagt.

Dazwischen kurze Erholungspausen und unser wohlverdientes Essen. Reis, Reis, Reis in allen Variationen stand am Programm. Die letzte Mahlzeit des Tages - ein paar Reispuffer - wurde um 17 Uhr eingenommen. Der strenge Blick des Ordnungspersonals achtete stets darauf, dass niemand zu viele Reiskoernchen nahm. Der Ernst und die Totenstimmung ermutigten mich so schnell wie moeglich den Speiseraum wieder zu verlassen.

Doch auch ausserhalb dieses Raumes konnte man den staendigen Kontrollblicken des Ordnungspersonals (das bei den Frauen aus zwei psychopathischen Skandinavierinnen bestand) nicht entkommen. Kein Sprechen, kein Toeten von Tieren (auch keine Moskitos und natuerlich kein Fleisch essen), kein Luegen (das war bei der Schweigepflicht ohnehin nicht moeglich), kein sexuelles Fehlverhalten bzw. ueberhaupt kein Kontakt – auch kein Blickkontakt – zu den andersgeschlechtlichen Artgenossen, zaehlten zu den wichtigsten Spielregeln.

Doch wie konnte man mit dem Zimmerkollegen die grundlegendsten Dinge klaeren, ohne auch nur durch Zeichen- oder Schriftsprache zu kommunizieren? Was sollte man wohl tun, wenn der Zimmerkollege versehentlich den eigenen Schluessel nimmt oder einem im Zimmer einsperrt?

Franz erzaehlte mir spaeter von seinem Problem mit Ameisen. Wie duscht man, wenn das ganze Bad am ersten Tag schwarz vor Ameisen ist, weil diese eine der Waschkuebel als neues Nest auserkoren hatten. Franz sorgte fuer eine kurze Sintflut, die zumindest ein kleines Schoepf-Kuebelchen von der Ameisenplage befreite. Sein koreanischer Zimmerkollege war von diesem Massenmord an unseren sechsbeinigen Existenzgenossen so schockiert, dass er fuer den Rest des Kurses von Duschen absah. Bald aergerte sich Franz, dass er die Waescheklammern nicht mitgebracht hat. Aber Gerueche sind schliesslich auch impermanent, sie kommen und gehen, solange man nur nicht tief einatmet.

Langsam begann der Verfolgungswahn... Wo sind die Aufpasser? Kann ich einen kurzen Wortwechsel mit meiner Zimmerkollegin fuehren, ohne dass das Wachpersonal vor der Tuer lauscht? Achtung, ich hoere Schritte...

Ich begann einen Fluchtversuch zu planen. Doch wie sollte ich Franz darueber informieren? Er hatte doch meine Kreditkarten, die ich unbedingt danach brauchte. Durch Zeichensprache in der Meditationshalle – der einzige Raum in dem sowohl Maenner, als auch Frauen einander trafen – konnten wir uns schliesslich Treffpunkte im Dunkeln vereinbaren. Doch meistens wurde einer von uns vom Personal verfolgt und musste den Rueckzug in die bescheidene Schlafresidenz antreten.

Fast heldenhaft, wie wir uns einbildeten, konnten wir am Morgen des sechsten Tages die gemeinsame Flucht vollziehen. Angekommen in Pune, vollgefressen und leicht benebelt durch eine Flasche chilenischen Rotwein, dachten wir uns "Wie schoen kann das Leben sein". Und fuer den naechsten Morgen nahmen wir uns fest vor, eine Stunde zu meditieren ...

Wir wuenschen den treuen Besuchern unseres Weblogs ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

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unsere bisherige indienreise hat zuerst in die heilige stadt am ganges, varanasi,

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in die verlassene stadt faitehpur sikri,

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zum taj mahal nach agra

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und in das hektische delhi

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gefuert.

danach ging es nach rajastan zu den tigern im ranthambhore national park,

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in das vertraeumte bundi,

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und in die pink city jaipur.

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zuletzt sind wir in der it metropole pune gelandet, wo wir uns zunaechst in einer oase der stille, einem jesuitencollege, entspannt und nach einer sinnvollen taetigkeit umgeschaut haben. jetzt arbeiten wir fuer ein paar wochen in einem heim fuer frauen und kinder aus zerruetteten familien (www.maherashram.org).

danach planen wir weiter in den sueden indiens zu fahren - zu den traumstraenden goas und in die backwaters von kerala ...

Ich hab mich ja immer gefragt, wie das Fegefeuer so aussieht. Seit letzter Nacht weiss ich es: Das Fegefeuer ist eine Busfahrt von der nepalesischen Grenze nach Varanasi, Indien. Unser Bus sah aus wie einer dieser Schulbusse aus den amerikanischen TV-Serien der 60er Jahre. Mit kahlen Baenken statt Schlafsesseln und etlichen kaputten Fenstern, durch welche die kalten Nachtluft einem direkt ins Gesicht blies. Zur Kroenung gab es ein Federung, aufgrund welcher man bei jedem der hunderttausend Schlagloecher unsanft aus dem Sitz gehoben wurde. Aeusserst unangenehm, vor allem dann, wenn man gerade mal in seinem Daunenschlafsack eingeschlafen war. Irgendwann fragte ich mich dann, was ich denn verbrochen hatte, um das hier durchzustehen. Und auf einmal fielen mir dann einige Dinge ein, so ganz nebenbei.
Doch auch die schlimmste Nacht hat einmal ein Ende: Als wir um 6 Uhr frueh in der Unterkunft ankommen, geht gerade die Sonne auf. Wir sehen Hindus beim rituellen Waschen und Touristen beim Bootfahren zu. So ist die letzte Nacht schnell vergessen und Varanasi kann uns in aller Ruhe verzaubern.

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